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AutorenbildMarco Kerp

Torfmoose: Bedeutung, Aufbau, Gefährdung und Tipps zur Anlage eines eigenen Moorbeets

Aktualisiert: vor 6 Tagen

 Torfmoose gehören zur Gattung Sphagnum und sind Laubmoose, die in der Lage sind, ihre Umwelt stark zu beeinflussen. Sie schaffen ein Habitat für viele andere Pflanzenarten, tragen erheblich zum Klimaschutz bei und sind faszinierende Überlebenskünstler. Allerdings sind sie weltweit, einschließlich in Deutschland, stark gefährdet. Neben ihrem wichtigen ökologischen Beitrag finden Torfmoose auch in verschiedenen Bereichen praktische Anwendungen. Dieser Blogbeitrag erklärt alle wichtigen Fakten über diese besonderen Pflanzen und bietet am Ende Tipps, wie man ein eigenes kleines Moorbeet anlegen kann.


Torfmoos sphagnum und Moosbeere Vaccinium oxycoccos
Dichtes Torfmoospolster, zusammen mit einer gewöhnlichen Moosbeere (Vaccinium oxycoccos)

Was ist Torfmoos überhaupt? – Morphologie


Moose allgemein sind Sporenpflanzen, die es schon sehr lange auf der Erde gibt – vermutlich seit 400 bis 450 Millionen Jahren. Sie gehören zu den ersten Pflanzen, die sich auf dem Land angesiedelt haben. Moose unterscheiden sich von Samenpflanzen durch ihre andere Vermehrung, das meist fehlende Leit- und Stützgewebe sowie ihre Abhängigkeit von Wasser in mindestens einer Lebensphase. Auch ihr meist geringer Verdunstungs- und Sonnenschutz spielt eine Rolle, weshalb Moose oft an schattigen und feuchten Stellen wachsen.

 

Torfmoospflanze Nahaufnahme
Kleine Seitenäste mit Blättchen einer Torfmoos Pflanze

Torfmoose haben einige Besonderheiten im Aufbau, die sie im Vergleich zu anderen Laubmoosen unterscheiden. Dies bezieht sich vor allem auf den speziellen Wuchs und den Aufbau der Blätter. Torfmoose bilden kleine Stämmchen mit vielen Seitenästen und einem Büschel an Ästen an der Spitze. Auf diesen Ästen wachsen verteilt viele kleine Blätter. Diese Blätter haben keine Leitbahnen und bestehen nur aus einem geringen Anteil lebender Zellen.




 

Die lebenden Zellen sind länglich und bilden ein gleichmäßiges Netz, wobei sie sich nur an den Spitzen berühren. In den Zwischenräumen des Netzes befinden sich viel größere, tote Zellen, die sogenannten Hyalinzellen. Diese Zellen bestehen nur noch aus den Zellwänden und sind innen komplett leer. Deutlich zu sehen sind die ringförmigen Verdickungen der Zellwände, die den Hyalinzellen ihre Stabilität verleihen. Dadurch, dass die Hyalinzellen nach außen gewölbt sind, machen sie die Oberfläche des Blattes aus, während die lebenden Zellen darunter liegen.



Torfmoosblatt im Mikroskop
Ein ganzes Blatt des Torfmooses im Mikroskop. Gut zu sehen ist das das gesamte Blatt aus denselben Strukturen besteht.

Chlorocyten und Hyalocyten von Torfmoos
Nahaufnahme eines Torfmoosblatts im Mikroskop. Blau eingekreist sind drei lebende Zellen, Chlorocyten und eine große Zelle in rot, Hyalocyte.

Oberflächenstruktur eines Torfmoosblattes
Hier sieht man am Rand des Blattes wie die Oberflächen Struktur aussieht.

 

Die Hyalinzellen haben große runde Öffnungen in den Zellwänden, was das Eindringen und Speichern von Wasser wesentlich schneller und effizienter macht. Dadurch können Torfmoose das 10- bis 30-Fache ihres eigenen Trockengewichts an Wasser aufnehmen. Außerdem wird das Wasser über Kapillarkräfte durch die leeren Zellen transportiert, sodass sich die gesamte Pflanze mit Wasser vollsaugen kann.



Poren einer Hyalocyte eines Torfmooses
Hier sieht man in der starken Vergrößerung zwei Öffnungen (Poren) in einer toten Hyalocyte. Dadurch kann das Wasser in die Zelle kommen.

 

Eine weitere Besonderheit der Torfmoose ist, dass sie theoretisch unbegrenzt nach oben wachsen können. Der untere Teil stirbt durch Sauerstoffmangel langsam ab, und es bilden sich dichte Moospolster, die immer größer werden. Wurzeln fehlen vollständig – alle wichtigen Nährstoffe werden über die gesamte Oberfläche aufgenommen.

 

Eigenschaften und Bedeutung im Moor


Viele Pflanzen können ihre Umgebung beeinflussen, indem sie beispielsweise andere Pflanzenarten in ihrem Wachstum hemmen, um den Kampf ums Licht zu gewinnen. Torfmoose beeinflussen ihre Umwelt jedoch in einer besonders intensiven Weise.

 

Torfmoose kommen hauptsächlich in Mooren vor. Es gibt viele verschiedene Formen von Mooren, je nachdem, wie sie entstehen und welche Bedingungen am Standort existieren. Hier betrachten wir kurz die Hoch- und die Niedermoore:

 

Hochmoore: Hier sammelt sich Wasser nur durch Niederschläge. Es hält sich mehr Wasser, als durch Verdunstung und Versickerung verloren geht.

Niedermoore: Diese werden zusätzlich durch Flusszuläufe und Grundwasser gespeist.

Der wichtigste Unterschied zwischen Hoch- und Niedermooren ist, dass im Hochmoor sowohl Wasser als auch Nährstoffe ausschließlich durch Regen eingetragen werden. Der Regen wäscht die Nährstoffe aus der Luft, doch diese Versorgung ist extrem gering. Deshalb mussten sich die Pflanzen hier extrem anpassen, um zu überleben.

 

Torfmoose schaffen es, die geringen Mengen an Nährstoffionen aufzunehmen, indem sie selbst Wasserstoffionen an das Wasser abgeben. Dadurch sinkt der ohnehin schon niedrige pH-Wert des Regenwassers noch weiter. (Wie der pH-Wert funktioniert, ist in diesem Blogbeitrag erklärt.)

 

Da Torfmoose immer weiter nach oben wachsen können, ein dichtes Polster bilden und eine große Menge Wasser aufnehmen, sind sie in der Lage, selbst Hochmoore zu bilden. Im Fall eines Niedermoores wachsen sie langsam höher als das Grundwasser. Der niedrige pH-Wert verhindert zudem, dass sich größere Bäume ansiedeln. So bleibt die Vegetation niedrig, und es können nur die größten Überlebenskünstler bestehen.



eine ganze Torfmoos Pflanze
Eine ganze Torfmoospflanze, gut zu sehen ist wie die Pflanze oben weiterwächst und unten langsam stirbt.

 

Anpassungen der Pflanzenwelt


Eine der bekanntesten Anpassungsstrategien an das Leben in Mooren sind fleischfressende Pflanzen. Um mit dem geringen Nährstoffangebot zurechtzukommen, fangen sie Insekten aus der Luft. Beispiele dafür sind der Sonnentau (Drosera), Venusfliegenfallen und Fettkräuter.



Drosera spec. fleischfressende Pflanze
Eine fleischfressende Pflanze (Drosera spec.)

 

Da die Torfmoosschicht immer weiter nach oben wächst und die Pflanzen unten durch Licht- und Sauerstoffmangel absterben, bildet sich eine Schicht aus organischen Pflanzenresten. Aufgrund des niedrigen pH-Werts und dem fehlenden Sauerstoff werden diese Pflanzenreste nicht zersetzt. Die abgelagerten Pflanzenteile bilden Torf, der einen hohen Anteil an Kohlenstoff enthält. Dies macht ein lebendes Moor zu einem hervorragenden CO₂-Speicher – deutlich effizienter als ein intakter Wald. Auch andere organische Stoffe werden in sauren Mooren nicht zersetzt, weshalb beispielsweise Moorleichen erhalten bleiben.

 

Gefährdung und Nutzung


Die besonderen Eigenschaften des Torfes haben jedoch auch zur nahezu vollständigen Zerstörung der Moore geführt. Neben dem Austrocknen der Moore, um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen, wurde und wird Torf abgebaut – früher, um ihn zu verbrennen, und heute hauptsächlich für den Gartenbau. Meist wird Torf für die Kultivierung von Topfpflanzen genutzt.

 

2019 wurden in Deutschland etwa 4,7 Millionen Kubikmeter Torf abgebaut. Das Austrocknen von Mooren und der Abbau setzen erhebliche Mengen an CO₂ frei, da sich der Torf dann zersetzt. Gleichzeitig wird eine einzigartige Lebensgemeinschaft aus Pflanzen und Tieren gefährdet, die an diesen speziellen Lebensraum angepasst ist.

 

Verwendung von Torfmoos


Torfmoos kann auch direkt genutzt werden, z. B.:

 

Für Pflanzenkultivierung: Die wasserspeichernden Fähigkeiten des Torfmooses ermöglichen es, hängende Kokedamas zu binden. Auch Orchideen und fleischfressende Pflanzen werden häufig damit kultiviert.

Medizinisch: Aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften und Saugfähigkeit wurde es früher, besonders in Kriegszeiten, als Wundtamponage verwendet, wenn das eigentliche Material ausging.

In ökologischen Produkten: Torfmoos wird in „ökologischen“ Windeln als Saugeinlage verwendet. In Chile führt dies jedoch zur Zerstörung vieler Hochmoore.

Als Dämmmaterial: Torfmoos hat hervorragende Eigenschaften als Dämmung. Es kann Feuchtigkeit gut regulieren und sorgt für ein angenehmes Raumklima.


Wie lege ich ein kleines Moorbeet an?


Möchte man in seinem Garten oder auf dem Balkon ein kleines Moorbeet anlegen, kann ich aus Erfahrung berichten:


  1. Ich habe ein rechteckiges Speißfass im Boden vergraben – so tief, dass der obere Rand 20 cm tiefer lag als der umgebende Boden. Darüber habe ich einen Rand aus Mauersteinen gemauert.

  2. Am oberen Rand des Fasses habe ich kleine Löcher gebohrt, damit das Wasser nicht zu hoch steigt und die Steine im Frost beschädigt.

  3. Das Fass wurde zu zwei Dritteln mit reiner Torferde gefüllt. Obwohl Torf schlecht für die Umwelt ist, ist dies bei einem Moorbeet die einzige Möglichkeit – außer man kauft lebendes Torfmoos in großen Mengen.

  4. Ich habe danach lebendes Torfmoos auf der Oberfläche verteilt. Dieses kann zerkleinert werden, sodass aus den Teilen neues Moos wächst. Das Fass wurde unter Wasser gesetzt und feucht gehalten, bis sich eine dichte Torfmoosschicht bildete. Diese reguliert nach einigen Jahren den Wasserhaushalt von selbst.


Wer möchte, kann frostresistente fleischfressende Pflanzen wie Sarracenia direkt in das Moorbeet setzen.

T


Schlauchpflanze sarracenia purpurea in torfmoos
Eine Schlauchpflanze "Sarracenia purpurea" wächst in dichtem Torfmoos

orfmoos Aufbau Tipps Moorbeet

Ich hoffe, dieser Beitrag konnte die besondere Bedeutung von Torfmoosen und Mooren näherbringen!

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