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AutorenbildMarco Kerp

Was sind die weißen Kügelchen in Pflanzenerde? Alles über Perlit und seine Vorteile für Pflanzen

Aktualisiert: 20. Nov. 2024

Die weißen Steine oder Kügelchen, die man häufig in fertig angemischten Substraten oder gekauften Pflanzen findet, sind sogenanntes Perlit oder vielmehr Blähperlit. In diesem Blogbeitrag erfahrt ihr, wo dieses Material herkommt, ob es den Pflanzen hilft und was es genau ist. Ebenso gibt es ein billiges Imitat, das man nicht kaufen sollte – dazu aber später

mehr.

Blähperlit mit verschiedenen Korngrößen und auch feinem Staub
Blähperlit mit verschiedenen Korngrößen und auch feinem Staub

Der Ursprung von Perlit und dessen Eigenschaften


Perlit ist ein natürlich vorkommendes Gestein vulkanischen Ursprungs. Genauer gesagt ist es ein vulkanisches Glas (Obsidian), das unter hohem Druck und mit vorhandenem Wasserdampf schnell abkühlt. Dieses Glas besteht aus einem hohen Anteil an Siliciumdioxid (70-76 %), Aluminiumoxid (11-18 %), Kaliumoxid (4-6 %) und aufgrund des Wasserdampfs bei der Entstehung aus 2-7 % Kristallwasser. Kristallwasser ist chemisch gebundenes Wasser in kristallinen Strukturen. Die schnelle Abkühlung bewirkt, dass sich viele Risse im Obsidian bilden; weitere Erosion und Erdbewegung erzeugen dann die typische Form von Perlit, nämlich ein lockeres, graues und kleinteiliges Gestein, das man einfach im Tagebau abbauen kann.

 

Nahaufnahme von Perlit, Blähperlit
Nahaufnahme eines Perlitkügelchens, zu sehen ist die raue Oberfläche und auch ein paar Poren

In Europa wird Perlit vor allem in Griechenland und Ungarn abgebaut; die weltweit größten Produzenten sind jedoch China und die USA. Natürlich vorkommendes Perlit hat noch nicht die Eigenschaften, die es im Gartenbau nützlich machen – hierfür wird nämlich Blähperlit verwendet. Blähperlit entsteht, wenn rohes Perlit sehr schnell auf 700-1100 °C erhitzt wird. Das gebundene Kristallwasser dehnt sich dabei extrem schnell zu Wasserdampf aus und schäumt das geschmolzene Vulkanglas zu den weißen, porösen Steinchen auf, die wir aus der Blumenerde kennen. Dabei nimmt das Volumen des Materials durch Ausdehnung um das 7-16-Fache zu. Die sehr weiße Oberfläche entsteht durch die vielen kleinen Hohlräume, die das Wasser hinterlässt und das gesamte Lichtspektrum reflektieren und daher weiß wirken lassen. Diese Hohlräume und die poröse Oberfläche haben jedoch noch weitere Auswirkungen auf die Eigenschaften des Blähperlits: Es hat eine wesentlich geringere Dichte (nur noch 50-100 kg pro Kubikmeter), eine hohe Kapillarfähigkeit, kann das 3-4-Fache seines Eigengewichts an Wasser halten und hat eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit, wodurch Blähperlit oft als Schüttdämmung verwendet wird. Zudem ist es als Vulkanglas pH-neutral und nicht brennbar. Allerdings ist Blähperlit auch relativ empfindlich, und die einzelnen Steinchen können leicht zerrieben werden. Dadurch kann die Korngröße bei Transport und viel Bewegung abnehmen, wobei feiner Staub entsteht. Deshalb sollte man bei der Verarbeitung von reinem Perlit in großen Mengen eine Feinstaub-filternde Maske tragen. Wasser oder feuchtes Erdsubstrat bindet den Staub, weshalb die Verwendung in Blumenerde ungefährlich ist.



 

Der Nutzen im Substrat für Pflanzen


Die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Blähperlits machen es zu einem hervorragenden Bodenverbesserer. Es ist frei von Chemikalien, Unkräutern und Schädlingen und erhöht sowohl die Drainage als auch die Wasseraufnahme. Als mineralisches Material wird es nicht von Mikroorganismen zersetzt und hält das Substrat über lange Zeit locker.

 

In den kleineren Poren des Blähperlits wird Wasser durch Kapillarkräfte sehr gut transportiert und gespeichert, während die größeren Poren Wasser beim Gießen gut aufnehmen und es schnell wieder abgeben. Dadurch wird die Drainagefähigkeit des Gesamtsubstrats erhöht, während die Mikroporen das Wasser für die Pflanze länger verfügbar halten. Die Belüftung des Substrats und der Wurzeln ist wichtig, da die Wurzeln von Pflanzen, die nicht an dauerfeuchte Standorte angepasst sind, sehr schnell „ersticken“ können. Bei Staunässe ist das organische Substrat so feucht, dass der Sauerstoffaustausch stark reduziert wird; Bakterien zersetzen dann das Substrat und verbrauchen dabei den restlichen verfügbaren Sauerstoff, der den Wurzeln fehlt, was zu Wurzelfäule führen kann. Daher rührt auch der faulige Geruch der Blumenerde, wenn sie über längere Zeit zu feucht war.

 

Ein Anteil von bis zu 25 Prozent Perlit kann dieses Risiko stark reduzieren und erleichtert die Pflanzenzucht erheblich.


Kleiner Blick auf die Nachhaltigkeit


Perlit ist zwar ein nicht erneuerbarer Rohstoff, der nur abgebaut werden kann; jedoch werden weltweit nur geringe Mengen der Vorkommen genutzt, sodass es noch lange vorrätig sein wird. Die Erhitzung auf bis zu 1100 °C zur Herstellung von Blähperlit wird zwar weiterhin durch fossile Energieträger betrieben, könnte aber potenziell auch mit erneuerbaren Energien erfolgen. Da es mineralischen Ursprungs ist, hinterlässt es auch bei völliger Zersetzung keine Chemikalien oder Mikroplastik, was es nach der Herstellung zu einem umweltfreundlichen Substratbestandteil ohne schädliche Wirkungen macht.

 

Verwechslungsgefahr


Obwohl Blähperlit extrem günstig ist, wird es manchmal durch das noch günstigere Material Styropor ersetzt. Aufgeschäumtes Polystyrol wird als kleine Kügelchen dem Substrat beigemischt und ist zumindest aus der Ferne nicht von Perlit zu unterscheiden. Auch wenn die Styroporkügelchen zunächst so wirken, als hätten sie ähnliche Eigenschaften, trifft das nur darauf zu, dass sich das Substrat nicht verdichtet. Weder als Wasser- noch als Luftspeicher eignet sich Styropor wirklich, da die Wurzeln keinen Zugang zu den Hohlräumen im Material haben, da es relativ glatt ist. Zudem zerfällt Polystyrol unter UV-Licht an der Oberfläche des Substrats und wird zu Mikroplastik.


Styropor in der Nahaufnahme
Oberfläche und Aussehen von Styroporkügelchen von nahem

Wer kein Styropor im Substrat haben möchte, kann es leicht von Blähperlit unterscheiden: Blähperlit lässt sich zwischen den Fingern mit wenig Kraftaufwand zu einem rauen, feinen Staub zerreiben, während ein Styroporkügelchen nur zerdrückt wird und oft nach ein paar Sekunden wieder seine Form annimmt.

 

Was ist Vermiculit?


Vermiculit in der Aufsicht
relativ altes Vermiculit, schon in die einzelnen Schichten zerfallen

Manchmal sieht man im Substrat auch kleine, eher gelbe Kügelchen, die bei näherer Betrachtung eher quader- oder zylinderförmig sind. Dies ist vermutlich Vermiculit. Auch Vermiculit ist ein natürlich vorkommendes Gestein, das durch enthaltenes Kristallwasser um ein Vielfaches durch Erhitzung vergrößert werden kann. Allerdings entstehen hier keine kleinen Kügelchen wie beim Perlit, sondern eher längliche „Würmchen“, in die das Material zerfällt – daher der Name, vom lateinischen vermiculus, „Würmchen“. Diese Form kommt daher, dass Vermiculit ein Schichtsilikat ist und die Schichten der Kristallstruktur auch im Endprodukt sichtbar sind. Es hat ähnliche Anwendungsbereiche wie Perlit, da es ähnliche physikalische Eigenschaften besitzt. Allerdings speichert es Wasser besser und wird daher weniger für die Drainage, sondern häufiger für die Anzucht von Setzlingen verwendet, da dort eine ausgeglichene Wasserverfügbarkeit wichtig ist. Vermiculit staubt nicht wie Perlit und ist eher weich als porös.


Nahaufnahme der Schichten des Vermiculits
Nahaufnahme der Schichten des Vermiculits

Weiße Kügelchen Pflanzenerde Perlit

Weiße Kügelchen Pflanzenerde Perlit

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