
Glockenblumen (Campanula) sind leicht an ihren glockenförmigen Blüten zu erkennen. Es gibt viele verschiedene Arten und Zuchtformen, die auch bei uns heimisch sind. Zusätzlich zu ihrer schönen Erscheinung und der leichten Pflege haben Glockenblumen den Vorteil, dass sie für einige heimische Wildbienenarten unersetzlich sind, da diese sich auf diese Blüten spezialisiert haben. Dieser Blogbeitrag berichtet über Glockenblumen allgemein, stellt fünf typische Glockenblumenarten und ihren Wuchs vor und erklärt die enge Beziehung zu Wildbienen. Zu guter Letzt gibt es eine kleine Anleitung, wie man zur Nahrungsquelle auch passende Nistplätze für die Wildbienen basteln kann – viel Spaß beim Lesen! :)
Glockenblumen allgemein
Die typischen Blüten der Glockenblumen sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Die fünf Kelchblätter sind verwachsen, und die fünf Kronblätter sind je nach Art unterschiedlich tief glockenförmig verwachsen. Auch die Staubblätter sind in der Regel zu fünft vorhanden, während die drei bis fünf Fruchtblätter in der Mitte verwachsen sind. Die meisten Arten haben Blüten in verschiedenen Blautönen, es gibt jedoch auch lilafarbene, weiße oder hellgelbe Varianten. Alle Blüten der Gattung Campanula sind vormännlich. Das bedeutet, dass die männlichen Staubblätter deutlich vor den weiblichen Fruchtblättern reifen. Noch bevor sich die Knospe einer Blüte öffnet, wird der Pollen reif und lagert sich in der Mitte am Griffel ab. Diesen Griffel nutzen die spezialisierten Wildbienen, um dort den Pollen zu sammeln.

Der Wuchs variiert je nach Art sehr stark. Es gibt sowohl Zwergarten, die Polster bilden und in Balkonkästen hängend wachsen können, als auch sehr große Arten, die bis zu zwei Meter hoch werden. Die meisten Arten wachsen ausdauernd und krautig.
In der Gattung gibt es etwa 350 bis 400 Arten, die auf der Nordhalbkugel verbreitet sind. Die meisten Arten kommen im Hochgebirge und in mediterranen Gebieten vor. In Europa wachsen die verschiedenen Glockenblumenarten vor allem auf Wiesen, an Waldrändern und in krautreichen Wäldern. Sie bevorzugen frische, nährstoffreiche Lehmböden.
Die blaue Farbe der Blüten schlägt bei Kontakt mit Säure in Rot um – ganz nach dem Prinzip, wie es hier beschrieben wird.
Glockenblumen: richtiger Standort und Pflege
Als Standort eignet sich für Glockenblumen in der Regel ein halbschattiger bis vollsonniger Platz. Sie bevorzugen einen gut durchlässigen und nährstoffreichen Boden. Dies erreicht man gut mit einer Kombination aus Humus, Kompost und mineralischen Substraten wie Sand oder Perlit. Auch Pflanzenkohle als neuartiger Bodenverbesserer kann hilfreich sein. Zu nasse Böden vertragen Glockenblumen jedoch nicht. Die schnell wachsenden Arten benötigen regelmäßige Düngergaben während der Blütezeit. Heimische Arten benötigen keinen Winterschutz. Dazu zählen beispielsweise:
Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)
Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus)
Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium)
Acker-Glockenblume (Campanula rapunculoides)
Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia)
Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata)
Im Folgenden werden einige typische, im Handel erhältliche Arten beschrieben:
Acker-Glockenblume (Campanula rapunculoides)
Die Acker-Glockenblume wächst aufrecht, erreicht eine Höhe von 30–80 cm und bildet einen hohen Blütenstand. Die Blüten stehen in Trauben, sind 2–3 cm lang und blauviolett. Sie ist in Europa und Westsibirien heimisch und ein sogenannter Apophyt, was bedeutet, dass sie vor allem auf vom Menschen geschaffenen Flächen wie Lichtungen und Wegrändern vorkommt. Ursprünglich wuchs die Pflanze in Wäldern, bis sie durch großflächige Rodungen durch den Menschen vor etwa 7.000 Jahren auch andere Standorte besiedelte. Die Blütezeit reicht von Juni bis September.

Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata "Acaulis")
Wie der Name schon sagt, stehen die Blüten der Knäuel-Glockenblume in einem dichten Knäuel. Sie wächst deutlich kleiner als die Acker-Glockenblume (nur 8–12 cm) und ist ebenfalls komplett winterhart. Sie kann Polster bilden. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni. Diese Art ist gut für sonnige Plätze im Steingarten geeignet.

Karpaten-Glockenblume (Campanula carpatica)
Die Karpaten-Glockenblume wächst ausdauernd und immergrün. Sie erreicht Wuchshöhen von 30–50 cm und besitzt auffällig große blaue oder, je nach Sorte, weiße Blüten, die schüsselförmig sind. Diese Blüten haben einen Durchmesser von 3–4 cm. Die Pflanze kommt natürlicherweise in den Süd- und Ostkarpaten vor und ist eine beliebte Zierpflanze.

Zwerg-Glockenblume (Campanula cochleariifolia)
Die Zwerg-Glockenblume wächst natürlicherweise auf Kalkböden in den Alpen. Sie ist winterhart und immergrün. Sie erreicht eine Höhe von 5–15 cm und bildet vor allem einzelne, leicht nickende (hängende), 1–2 cm große blaue Blüten. Sie eignet sich ideal als Bodendecker und freut sich über Kalkzusätze im Substrat.

Hängepolster-Glockenblume (Campanula poscharskyana)
Wie der Name bereits verrät, eignet sich die Hängepolster-Glockenblume perfekt als Hängepflanze für Balkonkästen oder andere hohe Töpfe. Durch ihren schnellen Wuchs kann sie auch als Bodendecker oder in Mauerritzen verwendet werden. Ihre langen Triebe, die auch ohne Bodenkontakt blühen, bilden einen schönen Blickfang. Die Pflanze besitzt kleine, gezahnte, herzförmige Blätter und eine Vielzahl kleiner, blauer Blüten mit weniger stark verwachsenen Kronblättern als bei anderen Arten. Sie mag sonnige Standorte und eignet sich gut für Steingärten. Die Blütezeit reicht von Juni bis September.

Wildbienen, die auf Glockenblumen spezialisiert sind
Die Gattung der Glockenblumen zeigt ein schönes Beispiel für Koevolution mit Bienen und die daraus folgende Spezialisierung sowohl der Blüten als auch der Bienen. Wie bereits erwähnt, sind die Blüten der Glockenblumen ausgeprägt vormännlich und lagern den klebrigen Pollen an einem zentralen Griffel ab, damit er für die Wildbienen zugänglich ist. Diesen Griffel nutzen die spezialisierten Wildbienen, um sich mit ihren Mundwerkzeugen daran festzubeißen. Dadurch haben sie alle Beine frei, um den Pollen abzusammeln und an ihrer Bauchbürste zu lagern.

Spezialisierung bedeutet bei Wildbienen, dass sie meist ausschließlich bei einer Pflanzenart oder -gattung Pollen und Nektar sammeln. Das heißt: Fehlt die Pflanze, kann es auch die dazu passende Bienenart nicht geben. Besucht eine Bienenart nur eine Pflanzenart, um dort ihren Pollen für den Nachwuchs zu sammeln, bezeichnet man sie als oligolektisch. Honigbienen sammeln hingegen an sehr vielen verschiedenen Pflanzen und sind somit polylektisch.
Eine ganze Reihe von Wildbienenarten sind auf Glockenblumen spezialisiert, darunter vor allem mehrere Arten der Gattung der Scherenbienen (Chelostoma), die Glockenblumen-Sägehornbiene (Melitta haemorrhoidalis) und die Glockenblumen-Schmalbiene (Lasioglossum costulatum).
Die Scherenbienen wurden nach ihren ausgeprägten Mandibeln benannt, mit denen sie sich an den Griffeln der Glockenblumen festhalten können. Sie leben solitär, sind je nach Art 3,5–14 mm lang, schwarz gefärbt, und die Weibchen besitzen eine helle Bauchbürste aus Haaren, um den Pollen zu sammeln. Hier sind einige Scherenbienenarten aufgeführt, die ausschließlich auf Glockenblumen sammeln:
Chelostoma campanularum (Kurzfransige Scherenbiene)
Chelostoma distinctum (Langfransige Scherenbiene)
Chelostoma foveolatum (Gruben-Scherenbiene)
Chelostoma handlirschi (Handlirschs Scherenbiene)
Chelostoma rapunculi (Glockenblumen-Scherenbiene)
Chelostoma styriacum (Steirische Scherenbiene)
Vor allem die Glockenblumen-Scherenbiene ist häufig vertreten. Wenn man Glockenblumen im Garten oder auf dem Balkon pflanzt, wird man diese Art relativ zuverlässig antreffen. Ihre Flugzeit reicht von Ende Mai bis Mitte August.

Ein Fall von Mimese, also der Tarnung durch bestimmte Farben und Formen, lässt sich bei einer heimischen Orchideenart beobachten, dem Roten Waldvöglein (Cephalanthera rubra). Diese zierliche Orchidee hat rosarote bis violette Blüten, die sich für unsere Augen von den Blüten der Glockenblumen unterscheiden. Dies liegt jedoch daran, dass die Blüten der Orchidee stark im roten Wellenlängenbereich des Lichts (600–650 nm) reflektieren, und dieser Bereich liegt außerhalb des Sichtbereichs von Bienen. Innerhalb des visuellen Sichtbereichs der Bienen sind die Blüten des Roten Waldvögleins und der Glockenblumen völlig identisch. Daraus folgt, dass männliche Vertreter der Glockenblumen-Scherenbiene irrtümlicherweise auf den Blüten der Orchidee landen, weil sie glauben, es handele sich um eine Glockenblumenblüte, und sie dabei bestäuben. Die Biene hat von diesem Irrtum jedoch nichts, da es auf der Orchideenblüte keinen Nektar zu holen gibt.
Insektenhotel basteln
Möchte man den Wildbienen nicht nur eine Futterpflanze anbieten, kann man ihnen auch relativ einfach einen Nistplatz schaffen. Zunächst sollte man wissen, dass die überwiegende Mehrheit der Wildbienenarten Bodenbewohner sind und ihre Nistgänge an offenen Stellen in den Boden graben, wenn dieser geeignet ist. Daher ist es wichtig, einige Freiflächen im Garten unbewachsen zu lassen, um Wildbienen zu unterstützen. Viel Platz benötigen sie dabei nicht.

Viele Wildbienenarten, darunter auch die Glockenblumen-Scherenbiene, bewohnen aber auch gerne alte Fraßgänge von Insekten in Totholz. Solche Fraßgänge lassen sich leicht nachahmen: Man benötigt nur einen gut abgelagerten Stamm oder einen Holzbalken aus Laubholz. Mit einem 3,5-mm-Bohrer bohrt man einige Löcher in das Holz. Wichtig ist, nicht ins Stirnholz zu bohren und die Löcher nicht komplett durchzubohren.
Das Stück Holz stellt man an einem regenfreien und sonnigen Platz auf. Außerdem sollte das Holz nicht lackiert werden. Möchte man die Langlebigkeit des Holzes etwas erhöhen, reicht es, Leinöl zu verwenden.
Alternativ gibt es in unserem Shop handgefertigte Mini-Bienenhotels aus Eiche. Sie werden in Köln produziert und haben ein kleines Dach aus Aluminium und haben die richtige Lochgröße für diese kleinen Bienenarten :)
Glockenblumen Standort und Pflege Wildbienen fördern
Glockenblumen Standort und Pflege Wildbienen fördern
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